Seelilien: Lilien im Meer?
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Gleich vorweg: Seelilien sind keine Pflanzen, sondern Tiere! Natürlich gibt es auch Blütenpflanzen im Meer: Die "Seegräser" (Posidonia) sind sogar entfernt verwandt mit den Liliengewächsen. Seelilien (Crinoiden) sind Stachelhäuter mit Kalkskelett (Kalkplättchen), das von Haut überzogen ist. Sie haben eine Fünfer-Symmetrie wie Seeigel und Seesterne. Die folgenden Aufnahmen wurden meist in öffentlichen Schausammlungen gemacht: AS = Naturmuseum Schaffhausen (Allerheiligen) HM = Urwelt-Museum Hauff, Holzmaden NHB = Naturhistorisches Museum Basel SF = Senckenberg Naturmuseum, Frankfurt
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Bau der Seelilien
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-neue Größe.jpg) Ganze Seelilie (Encrinus liliiformis) mit Stiel und Krone aus Kelch und Armen; Hauptmuschelkalk; NHB
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Seelilien bestehen aus Stiel und Krone. Die Krone wiederum wird unterteilt in den kurzen Kelch und die Arme. Der Kelch umschliesst die Weichteile, wobei der Mund immer nach oben gerichtet ist. Die Arme filtrieren das Plankton und leiten die Nahrungsteilchen dem Mund zu. Der Stiel wird im Extremfall bis 20 m lang! Er hat eine beschränkte Beweglichkeit dank des Aufbaus aus Einzelgliedern. Nicht alle Seelilien haben Stiele.
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-neue Größe.jpg) Uintacrinus socialis; Seelilie ohne Stiel; SF
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Arme und Stiel
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Oft sind die Arme des Tieres verzweigt. Die Fangfläche für Klein-Organismen wird so gewaltig erhöht. Arme können regeneriert werden.
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-neue Größe.jpg) Traumatocrinus caudex mit verzweigten Armen; NHB
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Die Stielglieder sind durch Bänder verbunden. Muskeln garantieren Beweglichkeit. Das letzte Stielglied ist zu einer Haftscheibe (Haftplatte) umgewandelt. Neue Stielglieder werden direkt unterhalb des Kelches abgegliedert.
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-neue Größe.jpg) Stiele können stattliche Längen erreichen; NHB
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-horz-neue Größe.jpg) Stielfragmente aus Lias-Schichten; NHB
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-horz-neue Größe.jpg) Isolierte Stielglieder von Encrinus; Hauptmuschelkalk (Trochitenkalk); AS
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Fundstücke aus dem Aargau
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Einzelglieder oder Teile des Stiels können mit Geduld auf Aeckern durchaus gefunden werden. Stielglieder haben arttypische Muster. Ganze Tiere oder gar Kolonien müssen dagegen mit entsprechender Sachkenntnis freipräpariert werden.
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-neue Größe.jpg) Begeisternde Strukturen eines Stielgliedes; Wolberg, Frick
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-neue Größe.jpg) Pentacrinites dargniesi; Hauptrogenstein, Schinznach-Dorf; NHB
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-neue Größe.jpg) Paracomatula helvetica; Parkinsoni-Schichten, Hottwil; NHB
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Seelilien heute und gestern
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Im Laufe geologischer Epochen haben Seelilien eine ungeheure Formenfülle hervorgebracht. Heute existieren nur noch wenige Seelilien und frei bewegliche Haarsterne. Seelilien bildeten oft sehr dichte Kolonien!
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-neue Größe.jpg) Seirocrinus subangularis; Seelilienkolonie auf einem 12 m langen Baumstamm, Posidonienschiefer; HM
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-neue Größe.jpg) Seelilien mit sehr langem Stiel
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-neue Größe.jpg) Festsitzende Seelilie und frei schwimmender Ammonit; HM
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Innerhalb einer geologischen Epoche waren die festsitzenden Seelilien gezwungen, ihre Lebensweise zu verändern. Das Meer wurde sauerstoffarm, und das Leben in grosser Tiefe schwierig. Es gab nun Seelilien, die ihre Haftplatte in eine Schwimmboje umwandelten. Dies gestattete den Seelilien, an der Meeresoberfläche zu "hängen" und genügend Sauerstoff aufzunehmen!
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-neue Größe.jpg) Scyphocrinoiden verankern sich nicht fest, sondern hängen an einer Schwimmboje; SF
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