Nepenthes gracilis

Blütenstände, Blüten und Früchte

Blütenstände

Junger, männlicher Blütenstand

Die Form der Blütenstände von N. gracilis ist länglich-schmal. An der Blütenstandsachse (Rhachis) sitzen nur Einzelblüten. Der traubenartige Blütenstand wird als Botryoid bezeichnet (= Traube mit Endblüte).

Die westlichen, rispigen Nepenthesarten sind die phylogenetisch ältesten Arten. Dies ist durch DNA-Analysen gesichert. Wir dürfen daher punkto Blütenstände schliessen, dass sich über die Rispen als Ausgangsform, dann über zweiblütige Cymen (Thyrsen), schliesslich die traubenartigen Blütenstände (Botryoide) als Endform entwickelten.

Reifende Fruchtstände

Weibliche Blüten

Die Knospen der weiblichen Blüten strecken sich. Dabei wird deutlich, dass ein Tepalum die anderen überdeckt. Bald wird der Fruchtknoten durch die auseinander gedrückten Tepalen sichtbar.

Knospen von weiblichen Blüten

Imbrikate Knospendeckung einer weiblichen Blüte

Junge, behaarte Frucht; Längsschnitt durch Blüte

Struktur der Narbe

Blütenhülle: Tepalen oder Sepalen?

Die meisten Autoren neigen zu der Ansicht, dass der Blütenhülle der Nepenthaceen die Kronblätter fehlen. Somit besteht die Hülle aus Sepalen. Viele Autoren ziehen aber den neutraleren Ausdruck "Tepalum" vor.
Die Kelchnatur wird dabei unterstützt durch mehrere Argumente:
Die Hüllblätter setzen breit an (nicht schmal wie bei den Kronblättern).
Die Hülle wird in spiraliger Sequenz angelegt (hergeleitet aus einer 5er-Stellung).
Die Hüllblätter haben die Aufgabe, die inneren Teile zu schützen (Kronblätter dagegen haben Lockfunktion). Dagegen kann man allerdings einwenden, dass Nepenthes-Hüllblätter reichlich Nektardrüsen bilden.

Blütenstandsachse (Rhachis) von weiblichen Blüten

Blütenstandsachse (Rhachis) gerillt; Achsen-Querschnitte

Die Blütenstandsachse (Rhachis) wird durch die abgehenden Blütenstiele richtig kantig-rillig.

Männliche Blüten

Die Blütenhüllblätter der männlichen Blüten sind breit-oval - im Gegensatz zu den Tepalen der weiblichen Blüten, die ausgewachsen schmal-elliptisch erscheinen. Diese breiten Tepalen männlicher Blüten werden zurückgeschlagen, sodass die Antherenköpfe völlig frei stehen. Entsprechend der weiten Verbreitung dieser Nepenthesart ist die Länge des schlanken Androphors variabel.
Bei den Tepalen ist an ihrer Basis sogar eine Verwachsungstendenz festzustellen.
Kraushaare sind an den Tepalenrändern auffällig.

Männliche Knospen und offene Blüten; Verwachsungstendenz (siehe Pfeil)

Tepalum mit Kraushaarrand; Knospendeckung imbrikat; freigelegter Antherenkopf

Blütenstandsachse (Rhachis) von männlichen Blüten

Kantige Rhachis; Brakteen verschoben (Metatopie), siehe Pfeile

Auch die männlichen Blütenstandsachsen sind kantig durch die von der Achse abgehenden Blüten. Ganz selten sind verschobene Brakteen an Blütenstielen auszumachen.