Schmetterlingsblütler (Fabaceae)

Nur eine Zaunwicke...

Für die einen ist die Zaunwicke (Vicia sepium L.) ein lästiges Kraut in ihrem Garten; für andere dagegen gilt sie als Futterpflanze mit hohem Futterwert. Auf alle Fälle ist sie ein interessanter und schöner Schmetterlingsblütler!

Zaunwicken gelten als Nährstoffzeiger

Die Zaunwicke wächst auf frischen (d.h. mit Wasser und Nährstoffen versorgten) Böden in Gebüschen, Fettwiesen und Wäldern. Die Pflanze ist schnittverträglich, erträgt aber Beweidung nicht.

Blüten und Blütenstände

F = Fahne; FL = Flügel; Sch = Schiffchen

Die Schmetterlingsblüten (1 Fahne, 2 Flügel, Schiffchen = 2 verwachsene Kronblätter) stehen in kurzgestielten Trauben. Die Farbe der Kronblätter schwankt beträchtlich (braun- bis rotviolett, rosa, blau, sogar weiss); die Fahne ist rotviolett gestreift.

Bestäubung

SFR = Staubfadenröhre; SB = Staubbeutel; GB = Griffelbürste; N = Narbe

Landet eine Hummel auf einer Zaunwickenblüte und bringt sie Pollen am Bauch mit, wird sie den Pollen automatisch auf der Narbe abstreifen. Umgekehrt wird die Griffelbürste, die bereits vorher mit Pollen aus den eigenen Staubbeuteln bedeckt wurde, diesen Pollen am Hummelbauch deponieren.

 

Nur kräftige Hummeln und Bienen vermögen zum Nektar vorzudringen, denn die Kronblätter schliessen recht fest. Andere Insekten behelfen sich daher mit Nektarraub: Erdhummeln beissen die Blüten auf, und nachfolgende Profiteure stehlen ebenfalls Nektar durch die entstandenen Löcher.

Bau der Blätter

Ein Blatt besteht aus 4-8 Paaren von sehr kurz gestielten, elliptisch bis eiförmigen Blättchen. Die Nebenblätter (Stipeln) sind klein. Die ganz jungen Fiederblättchen liegen eng beieinander und sind eingefaltet (conduplikat).

Blätter paarig gefiedert; Ranken = umgewandelte Fiederblättchen

Blattentwicklung der Zaunwicke

Nebenblattnektarien

Die Nebenblätter sind klein, eiförmig bis pfeilförmig-gezähnt und haben unterseits ein Nektarium, das vor allem von Ameisen besucht wird.

 

In vielen Fällen vertreiben ja die Nektarprofiteure Pflanzenschädlinge - im Falle der Zaunwicke scheint es aber nicht so zu sein, denn sie wird von vielen Insekten angefressen wie Wicken, die keine solchen Nebenblattnektarien (= extraflorale Nektarien) haben.

Ameise leckt Nektar

Nebenblattnektarien (extraflorale Nektarien) der Zaunwicke

Fortpflanzungsstrategien

Befruchtete Samenanlagen entwickeln sich zu "Bohnen". Die Samenanlagen stehen an der Bauchnaht der Hülse. Die reife Hülse ist schwarz, enthält 3-6 Samen, springt explosionsartig auf, rollt sich ein und stösst die Samen aus (= Austrocknungsstreuer). Die Samen bleiben im Boden über 20 Jahre keimfähig.

 

Mit Hilfe von Bodenausläufern (Spross-Ausläufer) kann sich die Zaunwicke rasch etablieren.

Hülsen und reifende Samenanlagen

Vermehrung durch Ausläufer

Symbiose

Wurzelknöllchen der Zaunwicke

Oft bildet die Zaunwicke an ihren Wurzeln länglich-eiförmige Knöllchen aus. Dies sind "Wohnungen" für Bakterien, die den Luftstickstoff direkt binden können! Die Zaunwicke "verpflegt" dafür die Bakterien.