Nepenthes distillatoria

Blütenstände

Reichlich Blütenstände in einem sonnigen, sumpfigen Feld

Nepenthes distillatoria L. blüht an sonnigen, feuchten Stellen reichlich. Da sich die Blütenstände (zweihäusig) am Ende der Triebe entfalten, erfolgt die Verzweigung sympodial.

Männlicher, langgestreckter Blütenstand

Grössere Blütenstände erreichen durchaus Längen von einigen Dezimetern!

Rispe (Panicula)

N. distillatoria: Rispiger Gesamtbau

Westliche Nepenthesarten bilden Rispen aus.
Die Einteilung der Blütenstände ist bis heute nicht einheitlich:
Racemös-cymös: Racemöse Blütenstände bilden eine durchgehende Hauptachse aus. Cymöse Blütenstände dagegen haben Seitenblüten, die die Hauptachsenblüte egalisieren oder übertreffen.
Monotel-polytel: Die Hauptachse schliesst mit einer Blüte ab (= monotel); polytele Blütenstände sind offen (ohne abschliessende Blüte).
Die beiden Syteme decken sich nicht ganz. Eine Vereinheitlichung versucht z.B. Endress (2010).

Jüngste Blütenstände mit pyramidenartigem Bau

Typisch für Rispen gilt: Gesamtaufbau pyramidenförmig (Verzweigungen nehmen von unten nach oben ab); durchgehende Hauptachse mit Endblüte; auch die Seitenachsen enden mit Blüten.
Die Rispe (Panicula) ist also racemös und monotel.

Tendenz 1: Homogenisierung/ Traubenähnlich (Botryoid)

Vereinfachte Fruchtstände von N. distillatoria

Die meisten Nepenthesarten haben nicht Rispen, sondern reduzierte, stark vereinfachte Blütenstände. Man kann durchaus von einer Vereinheitlichung (Homogenisierung) sprechen. Traubenähnliche Blütenstände mit Endblüte werden als Botryoid bezeichnet.

Tendenz 2: Reduktion und Verschiebung von Tragblättern (Brakteen: Reduktion und Metatopien)

N. distillatoria hat fast alle Tragblätter reduziert. Immerhin sind sie gelegentlich angedeutet (siehe gelbe Hinweise). Sehr selten stehen diese Brakteen-Rudimente an der Mutterachse; allermeist sind sie verschoben auf ihre Tochterachse (Metatopie).
Es gibt einige Nepenthesarten mit traubenartigen Blütenständen, deren (meist verschobene) Brakteen etwas länger ausgebildet sind.

Reduzierte, verschobene Brakteen (siehe gelbe Striche)

Verschobene Braktee

Tendenz 3: Spitzenförderung von Seitenachsen (akrotone Förderung; Thyrsus)

Eine sehr deutliche Tendenz: Die Blüten treten "gehäuft" an der Spitze der Seitenachsen auf. Es tritt sogar -nicht immer- eine cymöse Tendenz auf: Seitenblüten überragen geringfügig ihre Mutterachse! Diese Förderung von Seitenknospen gegenüber der Mutterachse samt ihrer Blüte wird auch als thyrsoide Förderung (Thyrsus) bezeichnet.

Endress (2010) betrachtet den Bauplan des Thyrsus als Uebergang von racemös zu cymös.

Cymöse Tendenz der Seitenachsen (Thyrsus)

Jüngste Teilblütenstände

Jüngste Seitenachsen oft dreiteilig: Mutterachse und 2 Seitenachsen mit Blütenanlagen

Ausserordentlich lange Seitenachsen (selten)

Phylogenetische Überlegungen

Lange galt die Rispe als "Ursprungsform", von der andere Formen abgeleitet werden können. Dies scheint nicht der Fall zu sein, denn die Rispe fehlt den basalen Angiospermen! Immerhin sind wir nun in der Lage, die Leserichtung innerhalb der Nepenthaceen abzulesen. Den molekulargenetischen Untersuchungen zufolge gelten die westlichen, rispigen Nepenthesarten als sehr ursprünglich. Demzufolge sind die Botryoide der anderen Nepenthesarten als abgeleitet zu betrachten.