Trespen, Bromus, Bromopsis

Jura-Trespenwiese im Frühling

Die Gattung Bromus L. s.l. (=Trespen) umfasst etwa 150 Grasarten. Sie ist aber sehr uneinheitlich aufgebaut, daher ist es verständlich, dass die Gattung heute in natürliche Gruppen aufgespalten wird. Eine davon ist die neue Gattung Bromopsis (Dumort.) Fourr., die ausschliesslich mehrjährige Grasarten umfasst, deren Aehrchen Hüllspelzen mit 1-5 Nerven (untere Hüllspelze 1-3 Nerven, obere 3-5 Nerven) aufweisen, und deren Grannen normalerweise kürzer als die zugehörigen Deckspelzen sind.

 

Hier erwähnte Vertreter:

  • Bromopsis erecta (Huds.) Fourr.
  • Bromopsis inermis (Leyss.) Holub
  • Bromopsis pumpelliana (Scribn.) Holub
  • Bromopsis riparia (Rehm.) Holub

Bromopsis erecta (Bromus erectus)

Dieser Trockenzeiger hat eine sehr weite Verbreitung in Europa, ist aber vielerorts durch Düngung stark zurückgedrängt worden. Im Jura entstehen die farbenprächtigen Trespen-Trockenwiesen (Mesobrometen) als Ersatzgesellschaften von trockenen Buchenwaldgesellschaften, in eher niederschlagsarmen Gebieten sind sie Ersatz von Flaumeichengesellschaften.

Bromopsis inermis

Diese Art ist in den letzten Jahrzehnten massiv gefördert worden zur Fixierung von Strassenborden und Rutschhängen. Sie bildet Rhizome; ihre unteren Scheiden zerfallen nicht. Sie hat keine Grannen (oder nur sehr kurze). Die Deckspelzen sind höchstens rau (sehr kurze Haare), meist aber kahl. Die Blätter steriler Triebe stehen meist steif aufrecht.

Bromopsis inermis blüht

Bromopsis inermis: Steriler Trieb mit steifen Blättern

Bromopsis pumpelliana ("Bromopsis inermis ssp. pumpelliana")

Bromopsis pumpelliana bei Entfelden (AG)

Diese Art wurde bereits in Nordfrankreich, Bayern und in der Umgebung von Basel registriert, neuerdings auch im Kanton Aargau. Sie steht mit ihren Rhizomen und höchstens kurzen Grannen Br. inermis nahe und bildet mit ihr auch Bastarde.

 

Die Deckspelzen sind aber am Grunde und an den Flanken stärker behaart (Haare 0,2-0,4 mm). Die Blätter steriler Triebe sind nicht steif aufrecht, sondern bogig überhängend.

Bromopsis riparia

Diese Art hat sich in Mitteleuropa festgesetzt (Wallis, Graubünden, Aargau; je eine Fundstelle im Schwarzwald und auf dem Mottarone, Norditalien). Sie unterscheidet sich durch netzartig zerfasernde, untere Scheiden und durch die regelmässige (nicht nur kammartig wie bei Br. erecta) Blattrandbehaarung.

Ist Bromopsis riparia harmlos?

In der Arbeit über Bromopsis riparia (siehe Anhang PDF) wird die Ansicht geäussert, dass Br. riparia gänzlich harmlos sei. Nach Einzelfunden (Autobahn-Raststätten Münsingen (BE) und Walensee; Strassenrand in Brig-Glis) kommen Zweifel. An diesen Stellen wurde Br. riparia nicht ausgesät. Wurde sie hier eingebracht durch Fahrzeuge oder Touristen? Dies ist ziemlich wahrscheinlich.

 

Am Suhrerkopf (AG) wachsen zudem Exemplare mitten unter Br. erecta. Ausbreitungstendenz? Durch die Bildung kurzer Ausläufer ist Br. riparia jedenfalls gut gerüstet.

Freigelegte Rhizome von Br. riparia; Schallberg, Simplon

Netzartig zerfallende Scheiden von Br. riparia

Br. riparia: Querfasern deutlich sichtbar

Ausschnitt aus dem Fasernetz von Br. riparia

Br. riparia: Blattrandbehaarung

Blattrandbehaarung von Br. erecta (Bromus erectus)

Bromopsis riparia wächst vom Tiefland bis in die alpine Zone. Neuester Fund: Oberhalb Rosswald auf 2140 m ü.M.