Nepenthes mirabilis

Haare; Nektardrüsen

Die folgenden Aufnahmen stammen aus der Gegend von Kuala Lumpur und aus Sarawak. Da die Art aber ein sehr grosses Areal aufweist, ist es durchaus möglich, dass nicht alle Merkmale im ganzen Areal der Art zutreffen.

Spinnenartige Behaarung (stellate hairs)

Schon Danser (1928) schrieb zutreffend: ...indumentum iuventute densum et tenue, tomentosum, subarachnoideum, albidum...

Weissliche Behaarung (abwischbarer Flaum)

Stängel und Blattbasen mit Haaren

1 Pelzige Kannenanlage
2 Spitzchen (spur) mit filziger Behaarung

Schabt man diese Spinnenhaare von Pflanzenteilen ab, so fällt eine dunkle Platte auf, aus der die Arme (Verzweigungen) entspringen. Gelegentlich erwischt man aber ein Haar, dessen Basissockel noch sichtbar ist.

"Spinnenhaare" (stellate trichomes)

Basis (Sockel) des Haares

Peristom

Haare unterhalb des Peristoms auf der Kannen-Aussenseite

Unterhalb des Peristoms auf der Aussenseite der Kannenwand liegen die Haare, die zusammen mit dem Deckel das Innere vor der Kannenöffnung abdichten. Diese Haare sind ebenfalls "stellate hairs", nur sind sie kürzer und breiter.

Schildhaare (scales; peltate hairs)

Diese Schildhaare (Hydathoden?) sind für die ganze Familie charakteristisch. N. mirabilis hat sehr kleine Schildhaare, die aber sämtliche Pflanzenteile bedecken.

 

Schabt man junge Teile ab, finden sich Schildhaare neben Spinnenhaaren; erstere bedecken auch ältere Pflanzenteile (noch als winzige Punkte erkennbar). Diese peltaten Gebilde sind in ihrer Funktion umstritten. Ihre Form ist nicht schön radiär, sondern unregelmässig gestaltet durch Vorwölbungen und Einbuchtungen.

 

Die Interpretation der Mikroskopbilder ist nicht einfach: Sind es immer peltate Haare? Sockel abgefallener Spinnenhaare könnten uns Schildhaarreste vortäuschen.

Schildhaare (links: Vergleich mit Spinnenhaar)

Sind es immer Schildhaare (Präparat gefärbt)?

Weitere anatomische und physiologische Forschungen wären dazu nötig.

Blattränder

Blattrand mit Zähnen

Blattränder: Haare (links); Zähne (rechts)

Gezähnte bis bewimperte Blattränder gelten für Nepenthes mirabilis als typisch; es treten aber auch nur behaarte Blattränder auf. Auch andere Nepenthes-Arten sind durch solche Zähne oder Wimpern charakterisiert.

Nektardrüsen

Nektardrüsen finden sich:

  • Überall zerstreut an der ganzen Pflanze. Dabei sind diese Drüsen eingesenkt und von einem Ringwall umgeben (2).
  • Deckelunterseite: Flächige, kuchenartige Drüsen mit oft ringförmiger Epidermistasche.
  • Peristomdrüsen (marginal glands, 1)
  • Reichliche Tepalendrüsen (3/4):

Rundlich bis oval (bei N. mirabilis mit Epidermistasche) auf der Tepalenoberseite.
Winzige, kugelige Drüsen auf der Tepalenunterseite.

Deckeldrüsen mit Epidermistaschen (gefärbt)

1 Peristomdrüsen
2 Drüse mit dickem Ringwall
3/4 Tepalendrüsen

Phylogenetische Überlegungen

Meimberg (2003) schliesst aus molekular-systematischen Untersuchungen auf nähere Verwandtschaft zwischen N. mirabilis und N. gracilis. Die Form der sehr ähnlichen Blütenstände und vor allem die Form der "Schildhaare" scheinen dies zu bestätigen. Allerdings gibt es auch grosse Unterschiede. Das Indument der beiden Arten ist z.B. völlig verschieden.

 

Ein Gedanke drängt sich noch auf: Hat N. mirabilis etwa eine andere Chromosomenzahl? Dafür könnten die sehr kleinen Verdauungsdrüsen sprechen.

 

Hinweise:
Danser, 1928, The Nepenthaceae of the Netherlands Indies.
Daumann, 1930, Das Blütennektarium von Nepenthes.
Schmid-Hollinger, 1971, Die Haare der Nepenthaceen und ihre phylogenetische Bedeutung.
Unter bio-schmidhol.ch:
Nepenthes distillatoria: Haare (Trichome)
Nepenthes gracilis: Haare und Drüsen
Nepenthes northiana: Blätter, Haare und Drüsen