Gottesanbeterinnen

Im westlichen Mittelmeergebiet sind vor allem Vertreter aus 3 Gattungen gut zu finden:

Mantis und Ameles (Fam. Mantidae) und Empusa (Fam. Empusidae). Allen gemeinsam ist ein frei beweglicher Kopf mit grossen Komplexaugen, ein verlängerter Hals und typisch eingewinkelte Vorderbeine, die dem Beutefang dienen. Gottesanbeterinnen sind mit Schaben verwandt, die sich ebenfalls mit grossen Eipaketen vermehren.

Fortpflanzung

Kopulation bei Mantis religiosa; das kleinere Männchen klammert sich an den Ansätzen der Vorderflügel des Weibchens fest

Nach einem ausgedehnten Balzritual des Männchens klammert sich dieses am Weibchen fest. Durch eine besondere Stellung signalisiert das Weibchen seine Kopulationsbereitschaft. In einigen Fällen wurde beobachtet, dass das Weibchen -noch während der Kopulation- das Männchen aufzufressen begann. Worauf beruht dieser "sexuelle Kannibalismus"?

 

In der Deutung ist man sich nicht einig. Wahrscheinlich waren dies gar keine Original-Beobachtungen, sondern Labor-Experimente, bei denen sich das Weibchen stark gestört fühlte, was zum Kannibalismus führte. Andere betonen die grosse Bedeutung des Hungers, der dieses Verhalten auslösen könnte. Eine dritte Auffassung hebt hervor, dass eigentlich mit der Kopulation die Aufgabe des Männchens erschöpft sei; mit Hilfe des Kannibalismus könne sich das Weibchen so viele für den Aufbau der Ootheken notwendige Nährstoffe sichern.

Oothek von Mantis religiosa
 

Ootheken werden im Sommer bis in den Spätherbst abgelegt an oder unter Steinen oder Holzstücken.
Im nächsten Jahr schlüpfen die Jungen, die wenige Häutungen bis zum Erwachsenenstadium durchlaufen.

 

Manchmal aber schlüpfen keine Gottesanbeterinnen, sondern Erzwespen oder Zehrwespen. Diese kleinen Wespen parasitieren die Ootheken. Bevor das Eipaket hart ist, legen die Weibchen dieser Wespen ihre Eier in die Eipakete. Die daraus schlüpfenden Wespenlarven ernähren sich von den Eiern der Gottesanbeterinnen.

Drohgebärden

Mantis verteidigt ihre Beute (Heuschrecke) und präsentiert die Augenflecken (Schreckmuster) auf der Innenseite der Fangbeine

Ameles

Eine kleine Gottesanbeterin: Ameles

Es braucht Geduld, sonst ist sie nicht zu entdecken, die kleine Ameles! Sie verhält sich absolut ruhig und ist mit ihren Bodenfarben hervorragend geschützt. Gelegentlich macht sie mit ihrem Kopf eine Drehbewegung; damit hat sie sich dem aufmerksamen Beobachter aber verraten!

Empusa

Empusa mit "Hörnchen" auf dem Kopf

Auch die Empusa ist nicht leicht zu entdecken. Gelegentlich machen diese Gottesanbeterinnen -vor allem die Larven- langsame, wippende Körperbewegungen. Die "Hörnchen" auf der Stirn (neben den Fühlern) kann man auch bei Heuschreckenarten finden.