Mittelmeervegetation

Mittelmeervegetation und Mittelmeergebiet decken sich nicht! Mittelmeervegetation wächst dort, wo die Sommer heiss und trocken, die Winter dagegen mild sind und Regen fällt. Einjährige Pflanzen und Hartlaubgewächse (Laub mehrjährig) passen sehr gut in diesen Klimarhythmus. "Mittelmeervegetation" findet sich auch am Atlantik (Südspanien, Portugal) bis nördlich von Lissabon! Aber auch in Teilen von Kalifornien, Chile, Südafrika und Australien sprechen wir von "Mittelmeervegetation". Nicht überall im Mittelmeergebiet ist die Ausdehnung dieser Zone gleich; in der nördlichen Adria z.B. ist ihre Ausdehnung äusserst gering!

 

Das Mittelmeergebiet hat eine sehr grosse pflanzliche Diversität, die nicht nur durch verschiedene Böden, sondern auch durch die geologischen Abläufe bedingt ist. So ist es sicher, dass das Mittelmeer mehrfach austrocknete! Das führte zu Pflanzenwanderungen, aber auch zu Salzproblemen für die Pflanzen. In der jüngeren Geschichte hat zudem der Mensch diese Region tiefgreifend mitgestaltet.

Blick vom Kap St. Vinzenz (das Promontorium Sacrum im Altertum) Richtung Sagres

Nicht überall sind die Bedingungen für Baumwuchs gegeben. Westlich von Sagres (Portugal) herrschen oft Stürme; ja an vielen Tagen lässt sich kaum eine Autotüre öffnen, so stark umbrausen die Winde die Klippen. Mehr als strauchartiger Wuchs liegt da gar nicht drin! Diese Gegend ist insofern historisch von Bedeutung, als Heinrich der Seefahrer von hier aus das Entdeckerzeitalter einleitete, zudem liess er die Karavelle (ein spezielles Segelschiff) bauen und förderte die Kenntnisse in Navigation!

Italienisch-französische Grenzregion: Grimaldi, Menton, Monaco

Auch an Riviera und Côte d`Azur haben sich Menschen früh festgesetzt. In den Grimaldi-Höhlen (Ventimiglia/Menton) wurde ein Hüftknochen eines Homo erectus gefunden (Alter über 200000 Jahre). In den Grimaldi-Höhlen lassen sich die dramatischen Folgen verursacht durch den Wechsel von Eiszeiten und Warmzeiten an den Ablagerungen ablesen. Auch die damit verbundenen, beträchtlichen Schwankungen des Meeres-Spiegels sind gut dokumentiert.

 

Heute würden hier Steineichenwälder vorherrschen, doch sie sind meist zerstört oder durch Aleppokiefern ersetzt. Brände plagen regelmässig Ligurien und die Côte d`Azur. Brände spielten zwar im Mittelmeergebiet immer eine Rolle,aber bestimmt waren sie nie so häufig und zerstörerisch wir heute.

Blick vom Velebiticum-Gebirge (Kroatien) auf die Insel Pag

Steineichenwälder gab es auch auf den Inseln Dalmatiens. Die heute fast gespenstisch anmutende Landschaft ist das Produkt radikaler menschlicher Aktivität. Venedig -einst eine mächtige Seemacht- brauchte in Riesenmengen Holz für den Schiffsbau. Venedig, das in Dalmatien herrschte, beutete die Wälder total aus.

 

Schliesslich ist zu erwähnen, dass in vielen Teilen des Mittelmeergebietes Pflanzen aus aller Welt eingeführt wurden. Sie bestimmen oft das Bild ganzer Gegenden: Wer freut sich nicht an Palmen-Alleen? Meistens sind es aber Kanarische Dattelpalmen, die eingeführt worden sind.